von Renate Lück

Jutta Nachbauer ist aus der katholischen Kirche ausgetreten „wegen des Prunks und was die Kirche verschweigt.“ Mit dem Geld wollte sie etwas „Sinnvolleres“ tun. „Das hat mit meinem Glauben nichts zu tun. Der hat mir geholfen, nicht unterzugehen. Denn seit 22 Jahren lebe ich allein, streckenweise als alleinerziehende Mutter.“

Die 62-jährige Maichingerin ist Friseurmeisterin. Aber nach 30 Jahren Selbständigkeit suchte sie eine Festanstellung. Eine Nachbarin, die im OP des Krankenhauses arbeitet, machte sie darauf aufmerksam, dass in der Sterilisation Leute gesucht werden. „Ich kannte den Beruf nicht und habe dann zwei Fachkurse besucht.“ Nun ist sie technische Sterilisationsassistentin. Sie reinigt die Instrumente nach einer Operation mit der Hand, steckt sie in „Waschmaschinen“, prüft sie danach auf Sauberkeit, ölt und verpackt sie. „Die Verpackungen werden verplombt, damit nichts passiert vor der nächsten Operation“, erklärt sie. „Das ist interessant.“

Davor arbeitete sie schon in einer Physiotherapie-Praxis an der Rezeption und beim Herrichten der Räume. Jetzt braucht sie selbst manchmal Massagen, denn die Instrumentenverpackungen seien schwer. Ihre Frisörberuf betreibt sie noch nebenher mobil. „Ich bekomme keine Witwenrente. Auch bei mir könnte es mal eng werden“, weiß sie und hat deshalb etwas gesucht, bedürftigen Menschen zu helfen. „Darin habe ich mehr Sinn gesehen.“

Eine Bekannte arbeitet im Tafelladen. Jemand anderes machte sie auf „Nachbarn in Not“ aufmerksam. Sie setzte sich mit Biggi Haug in Verbindung, die ihr sagte, wohin das Geld geht. „Jeder kann in solch eine Situation kommen. Daher ist das eine wichtige Sache“, fasst Jutta Nachbauer für sich zusammen. „Es ist nicht viel, was ich spenden kann. Wenn ich etwas übrig habe, gebe ich auch gern mehr.“

Jeder kann mal Hilfe brauchen