von Renate Lück

„Wir singen jeden Freitag um 17 Uhr, wenns nicht regnet, und haben schon über 500 Euro für ‚Nachbarn in Not‘ gesammelt“, sagt Inge Aruevbose, während sie im Weltladen an der Kasse steht und Kaffee abrechnet. „Jetzt hören wir aber bald auf, weil zu dunkel wird.“

Vergangenen Freitag hat es den ganzen Tag genieselt. Ist das nun Regen oder nicht? Hundebesitzer gehen Gassi, sonst ist niemand im Sommerhofenpark. Kurz vor 17 Uhr schiebt ein Radfahrer seinen Drahtesel samt Gepäck auf den Weg zur Klosterseehalle. „Gehören Sie zu den Sängern?“ Er strahlt: „Ja.“ Dann kommt ein Trupp den Weg entlang, Inge Aruevbose grüßt von Weitem. Es wird beraten, wo man sich diesmal aufstellt, um nicht nass zu werden. „Unter die Birken“, schlägt eine Frau vor. Die beiden Gitarristen packen ihre Instrumente aus. Der Radfahrer hat ein Altsaxophon dabei, seine Frau spielt Querflöte. Frauen und Männer kommen von beiden Seiten, eine Frau mit Rollator, ein Mann im Elektromobil. Die meisten sind aus Sindelfingen, einer aus Darmsheim, zwei aus Böblingen. „Wir haben früher in der ‚Kanne‘ gesungen“, erklärt die Böblingerin. Elmar Hahn, mit dem Inge Aruevbose die Singerei aufgebaut hat, ist vor Kurzem gestorben. Aber seine Frau ist da.

Inge, wie sie alle nennen, verteilt die Liedblätter. „Ich habe 200 Lieder zu Hause und spreche mit den Musikern ab, was wir singen“, erklärt sie. Das erste ist aber immer „Nun Freunde, lasst es mich einmal sagen: gut hier zu sein, gut euch zu seh‘n“, das einst Hannes Wader aus dem Englischen übersetzte und sang. Auch „Heute hier, morgen dort“ ist von ihm. Reinhard Meys „Über den Wolken“ können sie auswendig. Dann wird es ausländisch. Klaus Haidle setzt sein Saxophon auf den Ständer. „Ich sing so gern französisch“, begründet er das. Beim englischen „When I Was a Little Girl“ tönt er wieder durch sein Blasrohr. Aber bei „Banaha“, dem Lied von der Tante unterm Bananenbaum, das die Gruppe in Kiluba – einer Sprache aus dem Kongo – singt, wird geklatscht. Da brauchen auch die Instrumentalisten ihre Hände. Mit dem Kanon klappt es allerdings nicht so ganz, obwohl Eva Höfle-Haidle dirigiert. „Wir sind ja kein Chor, wir üben ja nicht“, entschuldigt sich ein Sänger.

Sie können auch klassisch: „Freude schöner Götterfunken“ – drei oder vier Strophen. Nach 45 Minuten erklingt – auch immer – „Gute Nacht, Freunde, es ist Zeit für mich zu geh’n“. Normalerweise gehen sie dann ein paar Schritte weiter in den Wiesengarten, aber diesmal ist es zu feucht. „Einmal im Monat singen wir auch in unserem Café BaWue, das Peter Faisst gehört, und dann natürlich ‚Die kleine Kneipe in unserer Straße‘. Da kommen meine Mädchen vom Latin Line Dance aus Maichingen und Leute vom Bärles Eck gegenüber. Kommenden Freitag ist Saisonabschluss für dieses Jahr. Da gibt es Glühwein und Lebkuchen“, verkündet Inge Aruevbose. Renate Brandl, die im Bärles Eck wohnt, flüstert: „Und ein paar Kleinigkeiten“. Das Geld für „Nachbarn in Not“ wird überwiesen. Es ist nach Lesbos, dem Ahrtal und dem Tafelladen zum zweiten mal Spendenzweck.

Singen zum Spaß und für den guten Zweck